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Taliban ziehen sich zurück

Aufständische räumen Bezirk in Nordwestpakistan. Schwere Vorwürfe der USA gegen die pakistanische Regierung.

Hunderte pakistanische Taliban haben am Freitag begonnen, aus dem Distrikt Buner abzuziehen, in dem sie in den vergangenen Tagen weitgehend die Macht übernommen hatten. Buner grenzt an den schon länger von den Islamisten kontrollierten Bezirk Swat in der Nordwest-Grenzprovinz (NWFP) und ist nur rund 100 Kilometer von der Landeshauptstadt Islamabad entfernt. Buner hat etwa eine Million Einwohner und gehört ebenso wie Swat zur Region Malakand, in der aufgrund eines im Februar geschlossenen Abkommens zwischen Taliban und Provinzregierung das islamische Rechtswesen (Scharia) gelten soll.

Die Taliban hatten in den vergangenen Tagen die Büros internationaler Hilfsorganisationen in Buner besetzt und geplündert, Kontrollposten auf den Verbindungsstraßen errichtet und die Schließung aller Gerichte veranlasst. Patrouillen auf den Bazaren sorgten dafür, dass Frauen nur noch in Burkas gehüllt einkaufen konnten. Die örtliche Polizei hatte sich in ihre Stützpunkte zurückgezogen. Am Donnerstag schließlich entschied sich die Provinzregierung, rund 300 Mann einer Spezialtruppe nach Buner zu schicken.

Der Abzug der Taliban aus dem Bezirk wurde von dem einflussreichen Kleriker Maulana Sufi Mohammed vermittelt, der auch das Abkommen mit der Regierung der NWFP im Februar geschlossen hatte. Hintergrund der Auseinandersetzung ist, dass der Vertrag, der inzwischen auch von Präsident Asif Ali Zardari unterzeichnet wurde, nach Ansicht der Taliban immer noch nicht vollständig in die Praxis umgesetzt worden ist. Insbesondere sind die Gerichte höherer Instanz noch nicht gemäß der Scharia umgebildet worden. Sufi hatte deshalb gedroht, sich ganz aus der Vermittlung zwischen Behörden und Taliban zurückzuziehen, falls das Abkommen nicht bis zum 23. April vollständig in Kraft getreten sein sollte. Dieses Ultimatum hat er am Freitag unbefristet widerrufen.

US-Außenministerin Hillary Clinton hatte am Mittwoch in einer Anhörung vorm Auswärtigen Ausschuss des Abgeordnetenhauses die Entwicklung in Pakistan als „tödliche Bedrohung der Sicherheit unseres Landes und der Welt“ bezeichnet. Der pakistanischen Regierung warf sie vor, gegenüber den Taliban abzudanken und ihnen mehr und mehr Territorium abzutreten.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 25. April 2009