KNUT MELLENTHIN

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Immer mehr äthiopische Truppen in Somalia

Das christlich regierte, mit den USA verbündete Äthiopien verstärkt seine militärische Intervention im moslemischen Nachbarland Somalia. Am Dienstag fuhren äthiopische Soldaten mit schwer bewaffneten LKWs in die zentralsomalische Stadt Galkayo ein. Der Ort liegt 600 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Mogadischu, im Süden der nordöstlichen Region Puntland, die sich 1998 einseitig für "autonom" erklärte. Die dort herrschenden Kräfte arbeiten eng mit Äthiopien zusammen.

Nachrichtenagenturen hatten in der vergangenen Woche gemeldet, dass Teile der Bevölkerung von Galkayo die Union der Islamischen Gerichte (ICU) unterstützen, die die Hauptstadt Mogadischu und weite Teile Somalias kontrolliert. Immer mehr Städte Somalias öffnen sich kampflos der ICU, die nach 15 Jahren Bürgerkrieg Wiederherstellung von Gesetzlichkeit und Stabilität verspricht. Ebenfalls in der vergangenen Woche gab es in Galkayo aber auch eine von den herrschenden Kräften Puntlands organisierte Demonstration gegen die ICU.

Äthiopien bestreitet immer noch die Anwesenheit seiner Truppen in Somalia, obwohl diese von zahlreichen Zeugen aus der Bevölkerung und Korrespondenten westlicher Nachrichtenagenturen bestätigt ist. Zugleich drohte ein Regierungssprecher in der vorigen Wochen aber, dass Äthiopien keine "Beeinträchtigung seiner Interessen" in Somalia hinnehmen werde. Die Verteidigung der Lostrennung Puntlands vom Rest Somalias gehört offenbar zu diesen Interessen, ebenso wie die Unterstützung der in der Provinzstadt Baidoa residierenden, mit der ICU verfeindeten "Übergangsregierung".

Versöhnungsgespräche zwischen ICU und "Übergangsregierung" , die im Juni unter Vermittlung der Arabischen Liga in der sudanesischen Hauptstadt Khartum begannen, wurden gleich wieder unterbrochen. Jetzt soll ein Folgetreffen für den 31. August vereinbart sein. Die ICU hatte bisher Verhandlungen abgelehnt, solange sich äthiopische Soldaten im Land befinden.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 25. August 2006