KNUT MELLENTHIN

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Neue Kämpfe in Mogadischu

Nordostafrikanische Staaten fordern Seeblockade gegen somalische Islamisten

In der somalischen Hauptstadt Mogadischu wird wieder heftig gekämpft. Truppen der Übergangsregierung starteten am Freitagmorgen eine Großoffensive gegen Stellungen der Islamisten von Al-Schabaab und Hizbul Islam. Nach unvollständigen Berichten wurden in den ersten Stunden der Kämpfe, bei denen beide Seiten auch Artillerie einsetzten, mindestens 15 Menschen getötet. Unter den Todesopfern ist auch ein Journalist des unabhängigen Senders Shabelle Radio.

Ein Militärsprecher erklärte: „Dies ist eine große militärische Offensive gegen gewalttätige Leute. Die Regierung wird sie aus der Hauptstadt hinausjagen, und der Kampf wird so lange geführt, bis das erreicht ist.“

Nach Angaben aus der Bevölkerung eroberten die Regierungstruppen vier Polizeistationen und eine Reihe anderer Objekte sowie mehrere Stadtteile zurück, die sie bei Kämpfen in der vorigen Woche aufgeben mussten. Damals waren über 100 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Zivilisten.

Al-Schabaab und Hizbul Islam behaupteten am Freitag, sie hätten die Angreifer zurückgeschlagen und keine einzige Stellung verloren. Bisher war allgemein angenommen worden, dass die Islamisten den Regierungstruppen eindeutig überlegen seien und der Fall von Mogadischu nur noch eine Frage der Zeit sei. Möglicherweise hat die Regierung für ihre jetzige Offensive Milizen verbündeter Gruppen und Warlords aus anderen Landesteilen zur Hilfe geholt. Die etwa 4300 ugandischen und burundischen Soldaten der afrikanischen Friedenstruppe AMISOM haben sich offenbar bisher aus den neuen Kämpfen herausgehalten.

Unterdessen hat das nordostafrikanische Staatenbündnis IGAD am Mittwoch an den UN-Sicherheitsrat appelliert, ein Flugverbot und eine militärische Seeblockade gegen die von Islamisten kontrollierten Gebiete zu verhängen, um den Zustrom von Waffen und ausländischen Kämpfern zu verhindern. Zur Durchsetzung der Seeblockade soll die UNO mit den Staaten kooperieren, die derzeit schon Kriegsschiffe rund um das Horn von Afrika im Einsatz haben. Die IGAD fordert darüber hinaus UN-Sanktionen gegen Eritrea, weil es die Islamisten unterstütze. Die Regierung in Asmara bestreitet diesen Vorwurf jedoch. Dem Staatenblock gehören Äthiopien, Dschibuti, Kenia, Somalia, Sudan und Uganda an; Eritrea hat seine Mitgliedschaft vor zwei Jahren suspendiert.

Am Dienstag war gemeldet worden, dass äthiopische Soldaten wieder nach Somalia eingefallen seien. Dabei handelte es sich jedoch zunächst nur um eine kleine Einheit mit 18 bewaffneten LKWs, die einen 22 Kilometer von der Grenze entfernten Ort besetzte, der an einer strategisch wichtigen Straßenkreuzung liegt. Äthiopische Truppen hatten auch in der Vergangenheit immer wieder kurzzeitig im grenznahen Gebiet operiert. Von Dezember 2006 bis Januar 2008 hatten mehrere Tausend äthiopische Soldaten die Übergangsregierung in Mogadischu unterstützt.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 23. Mai 2009