KNUT MELLENTHIN

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Gute Partner der Pro-Israel-Lobby

Die US-amerikanische Website Breitbart.com und ihr Chef Stephen Bannon werden, hauptsächlich außerhalb der USA, oft als antisemitisch bezeichnet. Dieser Vorwurf ist jedoch sachlich nicht begründet und produziert falsche Vorstellungen über die dort betriebene Politik.

Das Thema wurde im November 2016 nach Donald Trumps Wahlsieg auch in der jüdischen Öffentlichkeit der USA diskutiert. Mehrere Organisationen forderten Trump auf, Bannon keine Führungsstellung im Weißen Haus zu geben. Die Anti-Defamation League (ADL), die sich besonders intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, veröffentlichte in diesem Zusammenhang eine lange Stellungnahme gegen Bannon. Darin enthalten war aber auch die klare Aussage: „We are not aware of any anti-Semitic statements made by Bannon himself“. Zu Deutsch: “Uns sind keine antisemitischen Äußerungen von Bannon selbst bekannt.”

Ähnliches lässt sich auch für Breitbart.com feststellen. Dass es dort Autoren mit judenfeindlichen Einstellungen gibt, ist möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich. Aber es kommt nicht einmal in der von anderswo sattsam bekannten Form von Andeutungen und Anspielungen zum Ausdruck.

Juden und jüdische Organisationen haben dennoch kluge und ehrenwerte Gründe, vor Bannon und Breitbart.com zu warnen. Etliche davon wurden in der Erklärung der ADL angesprochen. Grundsätzlich geht es darum, dass Juden zumindest tendenziell mitangesprochen sind, wenn Stimmung gegen ethnisch oder religiös definierte Menschengruppen gemacht wird. Hinzu kommt, dass weder Bannon noch Breitbart.com eine Trennungslinie zum organisierten Neonazismus ziehen wollen, wo aggressiver Antisemitismus häufig anzutreffen ist.

Aus Sicht einer Minderheit jüdischer Gruppen, insbesondere der Zionist Organization of America, ist Breitbart.com dennoch ein guter Partner, weil die Website zuverlässige und regelmäßige Lobby-Arbeit für die israelische Regierung macht. Das reicht von den besetzten Palästinensergebieten über die Polemik gegen den Iran und das Wiener Abkommen bis zur Unterstützung der von Israel geförderten Trennung Kurdistans vom Irak.

Knut Mellenthin

Junge Welt, 6. Oktober 2017